Carlos Riefel - Lebenslauf
Lassen wir doch Carlos Riefel selbst seinen Werdegang erzählen:
Mein
Weg zur Blumenmalerei
Am 15.Juli 1903 wurde ich in Kirchdorf in Oberösterreich als Sohn eines politischen
Beamten geboren. Da schon mein Ururgroßvater unter Josef dem II. die Stelle
eines Reichshofrates inne hatte, schien es fast selbstverständlich, dass auch
ich dem Staate in demselben Berufe dienen sollte. Doch es kam ganz anders.
Nach dem Zusammenbruch der Monarchie hatte sich ja manches geändert und auch
die Stellungnahme meines Vaters zu seiner Berufswahl war nicht mehr dieselbe
geblieben.
Ich zeigte schon damals eine gewisse Begabung und Vorliebe für die Malerei und
so wurde dann ein Sachverständiger über das vermutliche Ausmaß meines Talentes
befragt. Sein Urteil war recht günstig und ich durfte im Jahre 1922 die Aufnahmeprüfung
an der Akademie der bildenden Künste in Wien machen.
Bis ich aber als Maler den Weg zur Blume fand, sollte noch eine geraume Zeit
verstreichen. Als ich anfangs der 30er Jahre in Paris, Berlin und der Wiener
Sezession ausstellte, zeigten meine Arbeiten ausschließlich figurale Kompositionen.
Erst im Jahre 1937 war in der Sezession eine Kollektion Blumen von mir zu sehen
und dies brachte mir den Auftrag seitens der Gemeinde Wien, für das Rathaus
einen großen Blumengobelin zu entwerfen.
Man kann fast sagen, dass ich von diesem Zeitpunkt an einen neuen Weg beschritt,
den ich nie wieder ganz verlassen sollte.
Zwar führte mich meine Tätigkeit als Kriegsmaler nochmals in das Gebiet des
Figuralen und Landschaftlichen, aber nach diesen Jahren wuchs, wohl angeregt
durch den biedermeierlichen Garten unseres alten Familienbesitzes, meine Vorliebe
für Blumen immer mehr. Sie sprachen mich mehr an und da es auch in zunehmendem
Maße Aufträge gab, sie zu malen, zeichnete sich meine Entwicklung zum Blumenmaler
immer klarer ab.
Vor allem war es das Niederösterreichische Landesmuseum, für das ich Blumen
und Früchte in verschiedenster Weise und für verschiedenste Zwecke zu schaffen
hatte. Ein ander Mal arbeitete ich für ein umfangreiches Rhododendronwerk in
England. Auch ein Frucht-Werk kam dort, von mir gemalt, heraus. Dies wiederum
war verknüpft mit einer großen und recht erfolgreichen Ausstellung meiner Bilder
in London. Fast zur gleichen Zeit bekam ich in Österreich den Auftrag für eine
Wandmalerei. Dies war einer der reizvollsten Aufträge, die ich je hatte. Diese
Art Blumen zu malen gab mir wesentlich mehr Freiheit, verlangte aber dafür eine
größere und feinere kompositionelle Gestaltungskraft.
So wechselten die Aufträge und führten mich ab und zu - sicher vorteilhafter
Weise - von den Blumen weg, wie etwa das
Angebot, für das Niederösterreichische Landesmuseum die Fische Österreichs zu
malen. Doch schon bin ich wieder bei den Blumen und es sind jetzt nicht nur
größere Gobelins, die mich - wie schon so oft - fesseln, sondern ein neues Gebiet
der Darstellung erschließt sich nun. Es war die Generalpostdirektion, welche
mir zuerst einmal den Auftrag gab, die Marken für die WIG zu entwerfen und ich
schätzte mich glücklich, dass meine künstlerische Freiheit dabei nicht eingeengt
wurde, wie dies bei Arbeiten, welche reproduziert werden, doch so oft der Fall
ist. Auch die Entwürfe für die Schmuckblatttelegramme verlangten keine Umstellung
meiner Arbeitsweise. Etwas anders verhält es sich mit den Zeichnungen für die
neue Blumenserie, welche die Post herausbringen will. Da nach diesen Entwürfen
Stiche angefertigt werden sollen, mussten die Vorlagen besonders klar gehalten
sein um das Wesen der Blumen so reizvoll wie möglich zu bringen.
Maria Enzersdorf, 16. Juli 1965, Carlos Riefel
zuletzt geändert: 8.10.2003